Chelmon Rostratus – Eingewöhnung und Futterumstellung

Chelmon rostratus ist mit Sicherheit einer der farbenprächtigsten und interessantesten Meerwasserfische, gleichzeitig aber auch ein recht heikler Kandidat. Besonders in der Eingewöhnungszeit versterben recht viele Fische aufgrund der Verweigerung jeglicher Futteraufnahme. Daher empfehle ich, das sei vorangestellt, diesen Fisch nur an erfahrene Aquarianer mit einem gut eingelaufenen Becken. Eine Beckengröße von 500l, wie ich sie habe, halte ich als das absolute Mindestmaß und auch nur, wenn man plant das Becken in absehbarer Zeit zu vergrößern.

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Mein Chelmon rostratus lebt nun ca. ein halbes Jahr in meinem Becken und ich habe mich bereits Monate im voraus mit diesem Fisch beschäftigt. Basierend auf diversen Berichten, die ich vorher gelesen habe, möchte ich Euch meinen Chelmon rostratus vorstellen:

1. Verhalten & Vergreifen an Korallen
Der Chelmon ist ein sehr agiler, lebhafter und akrobatischer Fisch, der den ganzen Tag auf Futtersuche in allen möglichen Ritzen und Löchern unterwegs ist. Er ist dabei enorm schwimmfreudig und legt, wenn er richtig Gas gibt, Strecken in kürzester Zeit zurück.

Häufig wird berichtet, der Chelmon Rostratus vergreife sich an Korallen. Das kann ich zum Teil bestätigen. Bei mir fängt er damit an sobald eine von zwei Futtergaben am Tag ausfällt. Dann pickt er an Acanthastrea Arten.

Dabei geht es ihm so meine Beobachtung nicht um die Koralle als tatsächliches Futter, aber die Mundöffnungen dieser Korallen scheinen so attraktiv, das er mit einem „Probebiss“ versucht, ob sie ihm schmecken könnten. Dummerweise erwischt er damit auch genau die empfindliche Mundöffnung. Das Picken hat bei mir noch zu keinem Ausfall eines Polypen geführt, da sich diese nach einigen direkten Futtergaben mit Staubfutter und später Goldpods wieder regenerieren.

Selbiges habe ich bereits bei einer Scolymia und einer Lobophyllia beobachten können.

An Muscheln, SPS oder ähnlichem vergreift er sich bis dato nicht.
Beim Glasrosenfressen habe ich ihn nur einmal beobachten können, nachdem ich eine Glasrose mittels Joes Juice weggespritzt habe. Das Video dazu gibt’s am Ende des Artikels. Möglichweise frisst er nur sehr kleine oder verletzte Glasrosen.

2. Gewöhnung an Frostfutter
Häufig wird berichtet, dass viele Exemplare nicht oder nur sehr schwer an Ersatzfutter zu bekommen sind. Auch das kann ich grundsätzlich bestätigen. Mein Exemplar schwamm ein paar Wochen in einer großen Korallenanlage und stand daher sehr gut im Futter, da er dort ausreichend Lebenfutter zur Verfügung hatte. Das sehe ich als einen Erfolgsfaktor an – die Fische sollten importiert und dann erstmal beim Händler auf ausreichend Lebendfutter zurückgreifen können. Anfangs picken sie nämlich ausschließlich am Gestein und nehmen kein Futter aus dem Freiwasser auf.
Ist der Fisch wohlgenährt, kann er in das heimische Becken einziehen. Chelmon rostratus ist ein sehr intelligenter Fisch und schaut sich dann die Fütterung bei den anderen Insassen ab.

Auch funktionieren sollen „Überaschungsei-Trick“, „Spülbürsten-Trick“ oder „Filmdosen-Trick“. Hier stimulieren die Löcher den Chelmon zum picken. Bei meinem konnte ich das nicht beobachten, möglichweise war aber auch die Zeit zu kurz. Es gibt Berichte, das lebende Artemia oder rote Mückenlarven (nicht zu empfehlen, da sie nicht absinken) die Umstellung vereinfachen. Meiner nahm diese aber nicht an.

Zurück zu meinem Exemplar: Nachdem er ca. 1 Woche ausschließlich im Riff unterwegs war und dort Zooplankton und Röhrenwürmer frass, fing er zaghaft an zu fressen. Bis heute ausschließlich gefrorenes Mysis (die Köpfe werden wieder ausgespuckt) und Goldpods. Anderes Futter rührt er nicht an.

Urlaubsfütterung nicht vergessen: Eine Fütterung mit seinem beliebten Futter ist unbedingt einzurichten. Da er nur sehr selten Trockenfutter frisst ist eine Fütterung mit Futterautomat nicht machbar. Ich musste mir wegen des Chelmons eine Person engagieren, die tälglich zum Füttern vorbeikam.

3. Verträglichkeit mit dem übrigen Besatz
Nach dem Einsetzen hat sich die Rangordnung im Becken deutlich entschärft. Gab es früher häufig Attacken zwischen dem Flammenkaiser und dem gelben Doktor, so ist alleine die Anwesenheit des Chelmons heute ein befriedender Faktor.
Doktor und Chelmon sind nach einigen Tagen „Revierabtasten“ zur wirklichen Freunden geworden und ziehen nahezu den ganzen Tag gemeinsam durchs Becken.

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Fazit:
Chelmon Rostratus ist ein sehr charakterstarker Fisch, der jedes Riffaquarium ab mindestens 500l sehr bereichert. 500l sind dabei als absolute Mindestgröße zu sehen und das auch nur für einen jungen Fisch. Plant man eine Vergrößerung oder hat einen Abnehmer für das gewachsene Exemplar sind 500l sicher annehmbar. Nicht vergessen sollte man, das der Fisch sehr schnell an Größe und auch an Agilität zulegt.

Zudem muss man wahrscheinlich auf Dauer den einen oder anderen Korallenverlust hinnehmen.

Bezüglich der Eingewöhnung sollte wirklich, und damit meine ich wirklich, darauf Wert gelegt werden, ein gut genährtes Exemplar zu kaufen. Nur dann hat er die Chance, das möglicherweise tagelange Umstellen auf Frostfutter zu überstehen.
Idealerweise übernimmt man ein futterfestes Exemplar von privat – das wäre sicher die Königslösung.

Ein Chelmon rostratus ist:
… nicht anfängergeeignet
… kein ausgesprochener Glasrosenfresser. Bitte nicht kaufen, wenn die Glasrosenvernichtung der Hauptgrund für die Anschaffung ist. Dazu ist er zu speziell, anspruchsvoll und der Erfolg nicht absehbar
… nur in ein Becken einzusetzen, das über eine sehr starke Zooplankton-Dichte (tropische Mysis, Röhrenwürmer, etc.) verfügt. Das hilft ihm über die ersten Tage.
… ab 500l, eher mehr, zu empfehlen
… eigentlich kein Raufbold – er ist Chef durch seine Anwesenheit
… an LPS Korallenpolypen interessiert
… schwer ans Futter zu bekommen und sollte nur wohlgenährt gekauft werden. Am besten aus einer großen Anlage, in der er wirklich viel Futter findet. Kleine Abteile wie in klassischen Fischverkaufsanlagen bedeuten meist den Tod.
… sobald er Frostfutterfest ist ein einfach zu pflegender Fisch.

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