Viele von uns kennen das Problem – man hat Besuch, die Gäste bewundern das Aquarium, und irgendwann startet die Diskussion über Wildfänge von Korallen in unseren Becken. Spätestens wenn man über die Herkunft der Korallen erzählt, bekommt man häufig folgende oder ähnliche Antworten: „Das finde ich aber nicht gut, die Riffe sind doch sowieso schon in Gefahr“. Und dann fällt häufig die Rechtfertigung schwer, sofern man sein Becken nicht ausschließlich mit Nachzuchten, was dann spätestens bei den Fischen schwer wird, besetzt hat.
Natürlich wissen engagierte Meerwasseraquarianer, das Wildbruch-Korallen im Handel immer noch eine große Zahl darstellen. Doch eben auch, dass das Wachsen der Szene zu einem Schub an Bali-Nachzuchten (im SPS Bereich) oder beispielsweise Muscheln aus Muschelfarmen geführt hat. Nicht zuletzt ist der Anemonenfisch ein schillerndes Beispiel dessen, wozu große Nachfrage führt: Eine ausgedehnte Zucht und die Versorgung der Aquarianer mit lokalen Nachzuchten und der gezielten Züchtung neuer Farbvarianten. Wo Geld zu verdienen ist da wird es auf einmal interessant, neue Zuchtansätze zu entwickeln.
Zudem kam mir aus Händlerkreisen zu Ohren, dass beispielsweise beim massenhaft importierten gelben Doktorfisch ein Umdenken in den Stationen vor Ort stattgefunden hat. So wird ein gewisser Prozentsatz der gefangenen Wildtiere aufgezogen und wieder ausgewildert – und zwar mehr, als auf natürlichem Wege in das Erwachsenenalter eintreten würden.
Wissenschaftler der Roger Williams University (RWU), Boston University (BU), Conservation International(CI) und des New England Aquariums (NEAq) haben nun eine Studie zum Handel von Korallen und deren langfristiger Auswirkungen herausgebracht.
Die Erkenntnisse im Überblick (sinngemäß übersetzt):
- Zwischen 1990 und Mitte der 2000 ist der Korallenhandel um 6% pro Jahr angestiegen. In den vergangenen Jahren hat der Korallenhandel jedoch wieder um jährlich 9% nachgelassen. Dies ist vor allem der Wirtschaftslage anzurechnen. Der Zeitpunkt variiert stark zwischen den Arten und ist auch ein Ergebnis der steigenden Anzahl an Nano-Becken, der globalen Finanzkrise und der Zunahme von Aquakulturen.
- Es können echte wirtschaftliche Erfolge durch die Versorgung von Meerwasser-Aquarianern mit nachgezüchteten Korallen erzielt werden. Besonders auf kleinen wirtschaftsschwachen Inseln hat sich damit das Verständnis gegenüber Mutterkolonien und damit die Einstellung zum Riff an sich positiv gewandelt.
- Der Korallenhandel wandelt sich vom Raub-Abbau hin zu Zuchtfarmen. Gestützt von langfristig wirtschaftlicher Denkweise können kleine Inselstaaten wie die Salomon Inseln ein nachhaltiges Einkommen erzielen.
- Nach Angaben der Forscher entwickelt sich der Handel und damit auch der Export von neuen Arten immer noch schnell. Die neuen Arten sind zunächst sehr hochpreisig, werden jedoch mit dem verzögerten Feedback aus dem Markt über Nachzuchten deutlich günstiger.
- Die Handelsmöglichkeiten der Korallen bieten langfristig über eine wirtschaftlichere Herangehensweise nachhaltige Vorteile für Küstengemeinden und damit auch einen Schutz der Korallenriffe.
- Gefährdet ist die Entwicklung durch angestrebte Exportverbote einiger Acropora Arten durch die National Ocean and Atmospheric Administration (NOAA). Unbeabsichtigt wäre die Einkommensquelle von vielen Menschen gefährdet, die auf die Riffe als Lebensunterhalt zurückgreifen.
Bedingt durch die Erwärmung der Ozeane, die immer saurer werden, und lokale Bedrohungen wie erhöhte Nährstoffbelastungen und Überfischung sind die Korallenriffe bedroht – keine Frage.
Während die westlichen Länder die eigentliche Ursache dafür darstellen, stehen die Inselstaaten vor viel komplexeren Problemen. Der Handel kann ein langfristigerer Anreiz sein, der die Korallenriffe viel besser und effektiver schützt, als es Exportverbote erreichen können.
Quelle: Scienceblog
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