Jedes Jahr aufs Neue kommt der Sommer dann doch recht plötzlich und genauso regelmäßig tritt unter Aquarianern die Frage auf, wie man die Temperatur im Becken einigermaßen im Zaum hält.
Bedenkt man, dass bei den meisten Meerwasser-Becken die Temperatur bedingt durch die Wärmeentwicklung der Pumpen auch ohne Heizstab und bei normalen ca. 22°C Raumtemperatur bereits bei 25°C-26°C ist und damit ein paar Grad über der Raumtemperatur, so entwickelt sich dies im Sommer mit gut und gerne über 25°C Raumtemperatur schnell zu einem Problem.
Denn dieselbe Temperaturdifferenz, die man bei normalen Raumtemperaturen hat (bei mir im Becken ca. 3°C über der Raumtemperatur) addiert sich natürlich mit steigenden Temperaturen genauso.
Abschäumer, Strömungspumpen, Rückförderpumpen genauso wie Pumpen für Kalkreaktoren und Wirbelbettfilter sind bauartbedingt recht uneffizient und geben daher deutlich Wärmeenergie in das Wasser ab.
Ich habe vergangenen Sommer einige Korallen temperaturbedingt verloren – beispielsweise Krustenanemonen (Zoanthus) & Scheibenanemonen zicken bereits ab 27°C. Höhere Temperaturen führen schnell zu einem Verlust der gesamten Kolonie. Und dies auch zeitverzögert – da hat man die Beckentemperatur lange wieder im Zaum und verliert die Korallen trotzdem.
Also: Vorsorge ist hier wichtig – wenn die Temperatur über 28°C ist ist es bereits kritisch und schnelles Handeln angesagt.
Welche Möglichkeiten der Aquarienkühlung gibt es?
1. Kühlaggregat
Auch ich hatte ein Kühlaggregat von Aqua Medic vergangenes Jahr kurzfristig während meines Urlaubs im Einsatz. Sicher ist es eine gute, wenn auch teure Lösung, gerade Großaquarien schnell herunterzukühlen. Bedenken muss man dabei, dass die Wärme, die dem Wasser entzogen wurde, in die Raumluft abgegeben wird.
Somit heiz man gleichzeitig den Raum auf – ein Teufelskreis, der eigentlich nur Energie frisst.
Ideal ist sicher, ein Aggregat an einem kühlen Platz bspw. auf einer Terasse auszustellen und eine isolierte Verrohrung zu realisieren. Das dürfte sich bei den meisten (und bei den wenigen heißen Tagen in Deutschland) kaum lohnen.
2. Lüfter und Ventilatoren
Lüfter sind sicher für die meisten Becken die günstigste, flexibelste und effektivste Möglichkeit, ein Becken etwas herunterzukühlen. Allerdings muss die Anzahl und Größe der Beckendimension angepasst sein. Ich verweise an dieser Stelle auf meinen Artikel Lüfterumbau eines Grotech-Lüfters. Mit diesem erreiche ich in meinem Becken eine Abkühlung um 1°C innerhalb von 3 Stunden bei einer Raumtemperatur von 26°C (26°C->25°C).
Die Kühlung funktioniert in diesem Fall über Verdunstungskälte die entsteht, wenn Luft über Wasser bläst (den Effekt kennt man, wenn man sich nach dem Baden in den Wind stellt).
Um vorzubeugen, ein kühles Becken zu haben aber mit den Nerven am Ende und Tinitus im Ohr zu enden, sollte man hier entweder teure Komplettlüfter kaufen, oder aber zu besonders großen und leisen Lüftern für den Computerbedarf greifen. Ich selbst habe 2 Lüfter mit 12cm Durchmesser am Becken. Da diese viel langsamer drehen als die bekannten kleinen 6cm Lüfter und viel mehr Luft transportieren, sind sie im Idealfall nicht hörbar.
Zudem sollte über eine Nachfüllanlage ständig ausreichend Osmosewasser zur Verfügung stehen, da sich die Verdunstung deutlich erhöht (bei mir im Hochsommer ca. 20l in 3 Tagen).
Eine gute Oberflächenströmung und leichtes Kräuseln der Wasseroberfläche wirken Kühlungsverstärkend.
3. Eiswürfel, Kühlschränke etc.
In kleinen Nano-Becken wird als Sofort-Maßnahme häufig zu gefrorenen PET-Flaschen gegriffen. Dies hat einen nur sehr kurzfristigen Effekt und ist höchst uneffizient. Ich habe auch schon von Selbstbau-Projekten gelesen, bei denen ein Schlauch aus dem Becken mittels einer Bohrung durch den Kühlschrank geleitet wurde. Dies ist sicher kreativ, wird aber in den meisten Fällen auch nicht machbar sein.
Bei größeren Becken oder in wärmeren Gefilden macht der Kauf eines Aggregats dann doch mehr Sinn.
2 Kommentare zu “Der Sommer ist da: Kühlung eines Meerwasser-Aquariums”